Der «Weisse» Sonntag – woher stammt dieser Begriff?

Eine Woche nach dem Osterfest ist immer der «Weisse Sonntag».

Nur dieses Jahr ist alles anders. Egal ob die Erstkommunion bisher am «Weissen Sonntag» stattfand oder später: in diesem Frühling findet sie nirgendwo statt.

Das hat mich jedoch nicht abgehalten, einmal näher nachzuforschen, warum der «Weisse Sonntag» immer eine Woche nach Ostern gefeiert wird, warum er überhaupt so heisst und warum normalerweise genau dann doch viele Erstkommunionen stattfinden.

Einige Kriterien dazu kenne ich noch von meiner Ausbildung. Beim näheren Recherchieren bin ich dann noch auf andere interessante Dinge gestossen. Einige davon möchte ich gerne mit Ihnen teilen.

Den Namen «Weisser Sonntag» verdankt er den weissen Gewändern jener Erwachsenen, die in der Osternacht getauft wurden. Diese Gewänder trugen die Erwachsenen eine ganze Woche bis eben zum achten Tag (Oktav) nach der Osternacht. Und so hiess der Sonntag darauf »Dominica post albas» = Sonntag nach den Weissen, die eben diese Gewänder trugen, oder eben «Weisser Sonntag».

Als man dann gemeinsame Erstkommunionfeiern der Kinder einführte und ein gutes Datum im Kirchenjahr dazu suchte, kam man genau auf diesen Sonntag nach Ostern. Diese Erstkommunionfeiern fanden zum ersten Mal 1661 in Münster statt, dort wo ich aufgewachsen bin. In der Schweiz fand dieser Brauch erstmals in Luzern (1673) statt. Und in Erinnerung an die weissen Kleider von damals trugen erst nur die Mädchen, später auch die Buben weisse Kleider.

Interessant ist dann, dass sich im Verlaufe der Jahre die Erstkommunion zu einem «Prunk-Fest» entwickelte. Und so heisst es in einem Artikel im Lexikon für Theologie und Kirche von 1965 folgendes:» Je mehr sich die Aufklärung gegen den bei der Erstkommunion entfalteten barocken Prunk wandte, desto mehr trat der Weisse Sonntag als Tag des Glaubensbekenntnisses in den Vordergrund». Oder dann das bewusste Sich-Eingliedern in die Gemeinde.

Auf diese Weise kamen also die Taufversprechen am Erstkommuniontag dazu, die man inzwischen vielerorts wieder entkoppelt hat.

Was lehrt uns die Kirchengeschichte zu diesem Thema? Vieles, was man als für immer schon dagewesen erachtete, hat in Wirklichkeit einige Wandlungen erlebt. Und so mag es auch heute wieder Wandlungen geben, und nur so kann Kirche in meinen Augen auch glaubwürdig bleiben. Der ehemalige Abt von Einsiedeln, Martin Werlen, zitiert dazu Thomas Morus: «Tradition ist nicht das Halten der Asche, sondern das Weitergeben der Flamme.»

Möge darum der «Weisse Sonntag» bzw. die Erstkommunion in den Herzen der Kinder und Eltern weiterbrennen.

Susanne Stoffel, leitende Katechetin