Maria-Glasbild Kloten

Letzten Herbst meldete sich ein Klotener Historiker bei mir zum Gespräch. Er hätte mir eine interessante Geschichte zu erzählen. Neugierig lud ich ihn ein. Und was er mir zu erzählen hatte, war sehr interessant und auch schön.

Er hat im Londoner Victoria & Albert Museum ein Glasbild entdeckt, das aus der alten, vorreformatorischen Klotener Kirche stammt.  Es ist eine Darstellung von Maria mit dem Jesus-Kind, aus dem 15. Jahrhundert. Das Glasbild war – ersichtlich auf alten Stichen – über der Eingangstüre hoch oben angebracht.

Unten auf dem Bild heisst es: «Die Kilchen zu Clotten». Wie es ins Londoner Museum kam, konnte der Klotener Historiker nicht sagen. Er gab mir eine schöne Kopie des Bildes, was mich sehr freute. P. René Aebischer und ich stimmten überein, dass wir das Bild in unsere Marienkapelle seitlich an die Wand hängen. So kommt es zur Geltung und stört die Marienstatue vorne in der Kapelle nicht. Selbstverständlich habe ich auch unsere reformierten Pfarrkollegen über dieses Bild informiert.

Das Bild zeigt eine liebliche, schlichte Maria, die das Jesuskind sicher in den Händen hält. Wie üblich trägt Maria einen blauen Mantel. Blau war eine schwer zu beschaffende und darum auch wertvolle Farbe. Der Künstler drückt damit die Einzigartigkeit und Besonderheit der Mutter Gottes aus. Im Alten Testament ist der blaue Saphir-Stein ein Symbol für die himmlische Herrlichkeit. Die Farbe Blau verbindet Himmel und Erde, Nähe und Ferne sowie das Göttliche mit dem Irdischen. Diese «Vermittlerfunktion» nimmt Maria in einen blauen Mantel gehüllt ein.

Mir gefällt diese Maria auf dem Klotener Glasfenster. Sie hat etwas Mütterliches, Menschliches, und ist nicht eine abgehobene Person, fern von allem Irdischen. Ihr Gesichtsausdruck ist fragend, besorgt und auch gütig. Sie ist offen für unsere menschlichen Anliegen, unsere Freuden, aber auch unsere Nöte und Sorgen.

Sobald die Marienkapelle wieder offen ist für den täglichen Gebrauch, werden wir diesem Bild seinen gebührenden Platz in der Marienkapelle geben.

Erich Jermann