„Mami, wer isch de cool Typ uf em Töff?“ Die Frage kam aus dem Wohnzimmer. Unsere beiden Töchter sassen seit einer gefühlten Ewigkeit gemeinsam auf dem Sofa ohne zu streiten, was einer kleiner Sensation gleich kam. Diese Ruhe und Eintracht hatten wir einem kleinen Bazillus der Gattung der Streptokokken zu verdanken. Unsere Älteste hatte sich zum dritten Mal mit Scharlach angesteckt und musste zuhause bleiben. Wenn mir meine kleinen Patientinnen auch wirklich leid taten, wenn sie krank waren, so genoss ich doch die Auszeit, die uns die Krankheit aufzwang. Es war eine willkommene Zeit des Innehaltens, des „Herausgerissen-Seins“ aus der Hektik des Alltags, eine geschenkte Zeit, die Raum bot, Dinge zu tun, für die wir sonst nie Zeit fanden.
„Wo g‘send ihr de cool Typ? Im Fernseh oder imene Heftli?“, rief ich ins Wohnzimmer. „Nei, ufeme Foti“, kam prompt die Antwort zurück. So ganz spontan kam mir kein Foto mit einem coolen Typen auf einem Motorrad in den Sinn. Mein Mann ist zwar ein cooler Typ, Motorrad fährt er nicht und ist er auch nie gefahren. Ein Verflossener? Unmöglich! Erstens waren sie bei weitem nicht alle cool gewesen, zweitens fuhr keiner von ihnen Motorrad und drittens hatte ich keins ihrer Fotos aufbewahrt. Mein Vater vielleicht? Kaum, ihn kannten unsere Töchter. Neugierig setze ich mich zu ihnen. Sie hatten sich die grosse Kiste mit den wild durcheinander aufbewahrten Familienfotos geholt und hatten sich eben dieses Bild mit dem coolen Typen auf dem Motorrad herausgefischt. Der coole Typ auf dem Motorrad war mein Grossvater und es stimmt, er war wirklich ein cooler Typ! Wehmütig wurde mir wieder bewusst, dass unsere Töchter nicht das Glück gehabt hatten, ihn kennenzulernen. Er war kurz vor der Geburt unserer ältesten Tochter gestorben. Also fing ich an zu erzählen, wer er war, wie es damals in Paris in den frühen 30er Jahren war – da war das Foto entstanden – und wie es damals im Zweiten Weltkrieg gewesen war. Das verblasste Foto hatte unseren Töchtern ein Fenster auf die Lebenswelt ihres Urgrossvaters geöffnet. Ganz nebenbei, nebst dem Biografischen, hatten sie auch etwas über die grosse Weltgeschichte erfahren.
Viele Jahre später lernte unsere älteste Tochter ihren Andreas kennen. Als sie eines Tages ihr Album mit den Kinderfotos hervorholte, um sie ihrem Schatz zu zeigen, wusste ich gleich, jetzt gilt es ernst. Es vergingen zwar noch sieben Jahre, bis Andreas unser Schwiegersohn wurde, aber ich hatte mich nicht getäuscht. Es war etwas Ernstes. Unser Schwiegersohn ist ein cooler Typ und er fährt Motorrad. Zufall? Wer weiss schon, was so ein verblasstes Foto alles auslösen kann?
Liebe Leserin, lieber Leser, vielleicht zwingt Sie die Corona-Krise momentan auch zu einer aufgezwungenen Auszeit. Wie wäre es, wenn Sie in Ihren Alben oder Schuhkartons nach alten Fotos suchen würden? Vielleicht haben Sie ja noch Fotos aus dem Jahr 1970, als unsere Kirche eingeweiht wurde. Es wäre schön, wenn Sie uns die Bilder zur Verfügung stellen würden. Wir feiern nämlich dieses Jahr 50 Jahre Kirchenbau Christkönig und möchten Ihre Bilder gerne ausstellen, damit viele schöne Erinnerungen an damals wach werden. Alte Fotos sind viel mehr als nur ein Stück vergilbtes Papier!
Senden Sie Ihre Fotos doch bitte an unser Sekretariat an folgende Adresse:
Kath. Pfarrei Christkönig
Pia Rauber
Rosenweg 7
8302 Kloten
Wir danken Ihnen jetzt schon herzlich für Ihre Bilder!
Virginie Schmutz, Katechetin