Ein-Minuten-Predigt

Liebe Mitglaubende

Einmal ein Impuls, der nichts mit Corona zu tun hat. Das ist ja auch erlaubt, nicht wahr?

Vor ein paar Jahren hatte ich eine interessante Aufgabe von unseren Katechetinnen erhalten: Ich sollte in einem Familiengottesdienst zum Thema «Zeit» eine Ein-Minuten-Predigt halten. Keine einfache Aufgabe. Da gibt es nicht Zeit, um lange zu argumentieren. Aber ein persönliches Bekenntnis wäre in dieser Zeit möglich. Bei einem Bekenntnis muss ich nicht argumentieren. Ich darf einfach sagen, was ich denke und fühle. Und der Nächste kann es anhören, muss es nicht annehmen, aber kann es mir auch nicht absprechen, denn es ist mein persönliches Bekenntnis.

So habe ich damals geschrieben:
«Ich glaube an die Liebe.
Ich glaube an das Gute im Menschen.
Und sogar der Mensch, der mir am unsympathischsten ist,
hat seine guten Seiten.
Und wir alle sind Geschöpfe Gottes,
obwohl wir uns oft nicht so behandeln.
In seinen Augen sind wir alle, ausnahmslos alle:
Königinnen und Könige.
Ich glaube, dass wir von einem liebenden Gott
durch das Leben begleitet
und am Ende des Lebens auch wieder erwartet werden.
Ich glaube an den Verstand und die Vernunft.
Und ich glaube an die Grenzen von Verstand und Vernunft.
Ich glaube, dass unsere tiefsten Erfahrungen jenseits der Vernunft sind,
dass sie nur vom Herz oder von der Seele verstanden werden können.
Ich glaube, dass mein Leben einen guten Sinn hat.
Und ich glaube, dass es in der Hand Gottes ist.
Amen»

Haben Sie auch schon versucht, das was Ihnen ganz wichtig ist, aufzuschreiben? Ohne Rechtfertigung, ohne Begründung – einfach das, was für Sie im Leben zählt? Versuchen Sie es! Gerade jetzt – und jetzt komme ich doch noch zum Coronavirus – gerade jetzt, wo vieles ruhiger läuft, haben Sie vielleicht Zeit dazu. Es lohnt sich!

Herzliche Grüsse
Erich Jermann