Stellungnahme aus der Kirchgemeinde und den Pfarreien zu Missbrauch in der katholischen Kirche 

Liebe Pfarreiangehörige von Christuskönig und St. Franziskus

Unzählige Menschen haben im Zusammenhang mit Übergriffen im Umfeld der römisch-katholischen Kirche grosses Leid erlitten. In dem die römisch-katholischen Kirche Schweiz eine Pilotstudie in Auftrag gab, markierte sie den Willen, sich einem ungeschönten und unabhängigen Bild zu stellen.

Mit Fassungslosigkeit und grosser Traurigkeit haben wir diese Studie und die darin enthaltenen Taten, die in der Kirche und im kirchlichen Umfeld passierten und passieren, wahrgenommen. Die Ergebnisse der Studie konnte wir schon erahnen.

Das schiere Ausmass der Straftaten macht uns sprachlos und wütend.

Die Sprachlosigkeit darf jedoch nur von kurzer Dauer sein. Jetzt ist es Zeit zu sprechen, es ist Zeit sich zu melden, es ist Zeit sich Gehör zu verschaffen.

Für uns galt schon vorher und auch heute in Bezug auf Missbrauch eine «Null-Toleranz», d.h. dass wir bei Verdachtsfällen reagieren und aktiv wurden und werden. Für Ihre Fragen und Gespräche stehen wir, d.h. die Pfarreibeauftragten, Seelsorgenden und Kirchenpflege-Präsident, gerne zur Verfügung. Auch haben Sie die Möglichkeit auf unserem neuen Meldesystem «Kirche schaut hin», anonym, eigene Erlebnisse oder Beobachtungen von unangemessenem Verhalten zu melden. Sie finden den Botton dazu auf den Homepages der Pfarreien. Jede Meldung wird zeitnah mit Fachpersonen bearbeitet und beantwortet.

Dies ist jedoch nur ein erster wichtiger Schritt.

Weitere Schritte für eine gewaltfreie Kirche sind bereits in Gang gesetzt und wurden auf der Medienkonferenz am Dienstag, den 12. September, veröffentlicht.

  • Das Pilotprojekt wird in ein dreijähriges Projekt umgewandelt. Dadurch werden weitere Fälle erkannt und den Opfern Gerechtigkeit verschafft. Es zeigt auch den Willen und die Ernsthaftigkeit der katholischen Kirche, für die gemachten Fehler einzustehen, Verantwortung zu übernehmen und alles zu tun, um die Risiken für zukünftige Missbräuche zu minimieren und deren Vertuschung zu verhindern
  • Es werden standardisierte psychologische Gutachten für Mitarbeiter eingeführt
  • Das Personalwesen wird professionalisiert
  • Es ist ab sofort verboten Akten, im Zusammenhang mit Missbräuchen jeglicher Art, zu vernichten.
  • Systemische Probleme (Macht in der Kirche) werden offengelegt und bei Bedarf korrigiert. Es darf keine Verzögerung oder gar Vertuschung von Meldungen von Missbräuchen mehr stattfinden. Geplant ist die Schaffung eines unabhängigen Richtergremiums zur Beurteilung der eingegangenen Missbrauchs-Fälle.

Diese Schritte sind nicht abschliessend zu verstehen. Werden aus der Studie weitere Schwachstellen eruiert, werden weitere Anpassungen umgehend folgen. Wir meinen es ernst und schauen hin.

Mögen alle Massnahmen, die ergriffen werden, dazu beitragen, dass in unserer Kirche niemand mehr Opfer von Gewalt und Missbrauch wird!

Wir danken herzlich allen Mitarbeitenden, allen Freiwilligen und allen, die sich mit uns engagieren für eine gewaltfreie Kirche.

David Schmid (Kirchenpflegepräsident)
Ute van Appeldorn und Michael Kolditz (Pfarreibeauftragte).

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